Freitag, 29. Juli 2011

Immer wieder passiert mir das Gleiche




Könnte dieser Satz von Ihnen stammen? Seien Sie entlastet, er stammt nicht
nur von Ihnen, sondern auch von mir. Die amüsante Variante davon ist, dass,
wo immer ein Fest stattgefunden und wir als Familie daran teilgenommen
haben, man sicher gehen konnte, wenn ein Glas umgestossen wurde, zu Boden
fiel und zerbrach, ich war sicher in der Nähe, meist auch daran beteiligt.
So hat schon manches Glas, in Stücke zersplittert, sein Ende gefunden, und
manches Tischtuch wurde frühzeitig der Wäscherei zugeführt. Das ist zum
Lachen. Aber dort, wo das Lachen einem in der Kehle stecken bleibt, ist das
Gleiche, das einem immer wieder zustösst zum Heulen: ausgenutzt zu werden,
verlassen zu werden, missbraucht und verraten zu werden.

Worauf schaue ich dann? Was erwarte ich? - Ich weiss ja: Wenn mich etwas
bewegt, sowohl im Guten wie im Schmerzlichen, dann achte ich mehr darauf. Es
ist als ob es mich anzieht. Eltern, die ein Kind bekommen haben, haben fast
kein anderes Thema mehr und Eltern, die ein Kind verloren haben, sehen nur
noch Schwangere und frischgeborene Säuglinge. Das erstere legt sich
irgendwann einmal. Das Zweite, Schmerzliche, kann ein Leben lang gefangen
halten. Da frage ich mich: Kann ich mich davon lösen, dass ich mich nur noch
als der oder die sehe, die verloren hat, die ausgenützt worden ist. Der
palästinensische Pfarrer Mitri Raheb baut in seinem Internationalen Zentrum
in Bethlehem an einem kollektiven Bewusstsein für seine Bevölkerung, sich
nicht immer nur einfach als Opfer zu sehen.

Kann ich also lernen aus dem Rad des "Immer wieder das Gleiche" auszusteigen
und mich nicht auf das, was mir sogenannt "immer widerfährt", reduzieren zu
lassen, weder von andern noch von mir? Ja, denn wir sind mehr als das, was
uns immer widerfährt, daran glaube ich fest.

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