Der Sommer hat begonnen, doch schon werden die Tage wieder kürzer. Dabei
sind doch die langen, warmen, schönen Abende der Inbegriff von Sommer. Der
Garten steht in Blüte, das Gemüse wächst und im Moment darf man einfach nur
geniessen. Jeder Regentag ist schon fast zu viel. Da fällt mir eine kurze
Geschichte von Anthony de Mello in die Hände:
"Ein Wanderer: „Wie wird das Wetter heute?“ Der Schäfer: „So, wie ich es
gerne habe.“ „Woher wisst Ihr, dass das Wetter so sein wird, wie Ihr es
liebt?“
„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nicht immer das bekommen kann, was
ich gerne möchte. Also habe ich gelernt, immer das zu mögen, was ich
bekomme. Deshalb bin ich ganz sicher: Das Wetter wird heute so sein, wie ich
es mag.“
Und wirklich, ich erinnere mich an den ersten Regen im Frühsommer nach der
langen Trockenperiode mit dem vielen Giessen und Spritzkannentragen am
Morgen genauso wie am Abend, und immer schienen alle Töpfe und Pflanztröge
ausgetrocknet zu sein. Und wie die ersten Tropfen warm und weich auf die
Haut fielen, der Boden dämpfte und so unvergleichlich nach Sommer und Regen
roch. Ich hatte es fast schade gefunden, ins Haus und ins Trockene zu gehen!
Es könnte also so einfach sein, das zu mögen, was man bekommt. Aber diese
Zufriedenheit und diese Bescheidenheit muss wohl über viele Jahre eingeübt
werden, besonders jetzt in unserer Zeit.
„Meine Gnade ist genug für dich“, verspricht Gott dem Apostel Paulus, „dann
wird meine Kraft in deiner Schwachheit wirken.“
Dort, wo ich mir mein Glück nicht selber erarbeiten kann, dort, wo ich
darauf angewiesen bin, dass ich bekomme, was ich gern habe, dort und erst
dort, werde ich erkennen lernen, dass ich nicht wirklich meines Glückes
Schmid bin. Wenn wir diesen Zuspruch ernst nehmen und nachsprechen lernen,
dann öffnet sich vielleicht für uns ein ganz neuer Blick auf das, was wir
haben. Und auch ein ganz neuer Blick auf Gott wird möglich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen