Donnerstag, 26. Mai 2011

Ostern kann jeden Tag geschehen


Ein guter Bekannter kam zu mir und erzählte diese kleine
Begebenheit.
Es ist Ostern in einem Schweizer Bergdorf.
Die Menschen versammeln sich zum Gottesdienst. Sie kommen von weither, eine
halbe Stunde zu Fuss ist keine Seltenheit. Alle haben mitgebracht, was
gesegnet werden sollte. Nur eine ältere Frau hat es vor lauter Eile
vergessen. Kein Salz, keine Eier und damit irgendwie auch keine rechte
Osterfreude und kein rechtes Osterfest. Salz und Eier liegen bei ihr immer
noch auf dem Küchentisch und warten darauf mitgenommen zu werden.

„Lieber Herr Pfarrer, kommen Sie bitte zu mir, um mir Salz und Eier zu
segnen.“, so bittet sie den Geistlichen nach dem Gottesdienst in einem
Anflug von Verzweiflung.
„Warum tun sie es nicht selber?“, antwortet dieser. „Kann ich das?“,
erwidert die Frau mit grösstem Erstaunen.
Natürlich kann sie das, sie kann das Salz und die Eier segnen, sobald sie
zurück ist in ihrem Haus. Sie soll segnen, was für sie gesegnet werden muss.

Die Augen der Frau begannen zu leuchten, ihr ganzes Gesicht erstrahlte von
einer unbeschreiblichen Freude: „Jetzt ist wirklich Ostern geworden.“, sagte
sie und machte sich leichten Herzens und tieferfreut auf den Heimweg.

Als mir mein Bekannter diese kleine Geschichte erzählte, war die Freude der
Frau in seiner Stimme zu spüren und in seinen Augen zu sehen. Zu wissen,
dass das Segnen nicht nur Pfarrern und Priestern vorbehalten ist, sondern
ein Teil unseres Auftrages als „Feld-, Wald- und Wiesenchristen“ ist, macht
Ostern zu Ostern – und zwar an jedem Tag. Gott segne Sie.

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