Donnerstag, 19. Mai 2011

Beschützt und geborgen.


Beschützt und geborgen

In der katholischen Kirche ist der Monat Mai Maria gewidmet, der Mutter
Jesu. Schon als Kind liebte ich die Maiandachten. Alles daran war so anders
als gewohnt, angefangen bei der kleinen Kapelle, wo die Andachten 
gefeiert wurden. Das Grösste aber waren für mich die Marienlieder. Ich sang
sie immer aus vollem Herzen mit.

Die Darstellung der Gottesmutter als Schutzmantel-madonna ist mir bis heute
besonders lieb. Da ist keine Krone, die diese Frau in unerreichbare Sphären
entrückt, kein Podest, so dass ich den Hals recken müsste, um sie zu sehen.
Statt dessen eine Frau auf Augenhöhe, aber dennoch mit der Aura eines ganz
besonderen Menschen.

„Maria breit den Mantel aus, mach‘ Schirm und Schild für uns daraus. 
Lass uns darunter sicher stehn, bis alle Stürm vorübergehn.
Patronin voller Güte, uns allezeit behüte.“

In diesem Lied aus dem 17. Jh. kommt die ganze menschliche Sehnsucht nach
Schutz und Geborgenheit zum Ausdruck. Heute wie damals brauchen wir einen
Ort, wo wir mit unseren Sorgen und Nöten aufgehoben sind und Hilfe und Trost
finden.

Die Darstellung Marias mit einem weiten Mantel, den sie vom Körper weghält,
damit Schutzsuchende darunter Platz finden, hat ihren Grund in einem
Rechtsbrauch aus dem Mittelalter. Verfolgte fanden nämlich rechtlichen
Schutz, wenn sie mit dem Mantel von hochgestellten Personen bedeckt wurden.
Und Kinder wurden zum Zeichen der Adoption unter den Mantel genommen. 
Die Redensart „jemanden unter die Fittiche nehmen“ hat eine ähnliche
Bedeutung. Wir brauchen uns nur in der Tierwelt umzusehen. Die Küken sind
unter dem Gefieder ihrer Eltern geschützt und geborgen.

Maria mit dem Schutzmantel ist mehr als nur ein schönes Bild. Sie stand beim
Kreuz ihres Sohnes, stand zu ihm. Genauso ist sie auch für uns da und bietet
uns einen Zufluchtsort als Mutter der Menschheitsfamilie.

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